Zeugnissprache: Vor- und Nachteile von Textbausteinen

25 Oktober, 2012 keine Kommentare »
Zeugnissprache: Vor- und Nachteile von Textbausteinen

Viele Arbeitnehmer  empfinden es als enttäuschend, dass die Bewertungen in ihren Arbeitszeugnissen aus altbekannten Textbausteinen bestehen und oft auch nahezu identisch sind mit denen der Kollegen.  Hierbei ist zu bedenken, dass sich die Zeugnissprache in den letzten Jahrzehnten stark standardisiert hat.

Kein Platz für Interpretationen lassen

Durch Urteile von Arbeitsgerichten ist sehr genau vorgegeben, welche Angaben ein Zeugnis treffen muss. Würde ein Arbeitgeber die Leistungen eines Arbeitnehmers in seinen eigenen Worten würdigen, könnten diese bei einem Leser möglicherweise ganz anders ankommen als sie gemeint sind.

Wenn ein Arbeitgeber zum Beispiel im Arbeitszeugnis abschließend für die Zukunft in bester Absicht „viel Glück und Gesundheit“ wünscht, würde dies ein Leser möglicherweise als Hinweis auf Krankheit und die zwingende Notwendigkeit von Glück für ein berufliches Fortkommen interpretieren.  Fast jedes deutsche Arbeitszeugnis der Note 1 oder 2 endet daher mit dem Satz „Für den weiteren Berufs- und Lebensweg (oder „Für die berufliche und private Zukunft“) wünschen wir alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“ Auch geringfügige Abweichungen von der Norm, wie „…wünschen wir alles erdenklich Gute“ (ironische Übertreibung?!)  oder „…wünschen wir weiterhin alles Gute sowie viel Erfolg“ (der bislang ausgeblieben ist?!) fallen negativ auf. Welche Fallen es bei einem Arbeitszeugnis noch gibt kann man hier gut nachlesen.

Die Auswahl der Textbausteine

Die Auswahl an Textbausteinen ist vielfältig, so dass an für jeden Beruf und jedes Qualifikationsspektrum angemessen individuelle Aussagen getroffen werden können und gleichzeitig sichergestellt ist, dass der Leser die Aussagen so deutet, wie der Verfasser sie gemeint hat. Voraussetzung ist natürlich, dass dem Verfasser eines Zeugnisses zum Einen eine qualitativ hochwertige und zugleich umfangreiche Sammlung von Textbausteinen zur Verfügung steht und er zum Anderen diese bei Bedarf gekonnt und unmissverständlich individuell anpassen kann.

Ein empfehlenswertes Beispiel für eine umfangreiche Textbausteinsammlung ist das Standardwerk „Arbeitszeugnisse in Textbausteinen“ von Professor Arnulf Weuster und Brigitte Scheer aus dem Boorberg Verlag mit seinen ca. 3000 Formulierungsvorschlägen. Andere Autoren von Zeugnisratgebern halten ihre Formulierungsvorschläge hingegen absichtlich sehr pauschal, damit sie für möglichst alle Berufe gleichzeitig verwendet werden können. Das Problem ist jedoch, dass dabei die jeweils relevanten Schlüsselqualifikationen außen vor bleiben, wie z.B. das technische Verständnis eines Ingenieurs, die hohe dauerhafte Konzentrationsfähigkeit einer Buchhalterin oder die Empathie und Durchsetzungsstärke eines Erziehers.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der  Erfolge, die Arbeitnehmer bei ihren Aufgaben oder Projekten erzielt haben, wie z.B. die Gewinnung renommierter Neukunden oder der termin- und budgetgerechte Abschluss von Projekten.

Obwohl dies der wichtigste Zeugnisabschnitt ist, bieten nur wenige Zeugnisfachbücher adäquate Bausteine, so dass insbesondere hier die Formulierungskunst der Personaler gefragt ist. Wenn einem Arbeitnehmer bekannt ist, dass die Personalabteilung aus Zeitgründen oder mangels Erfahrung nicht in der Lage ist, ein angemessen individuelles Zeugnis zu verfassen, kann er sich von den Experten von arbeitszeugnis.de  ein unterschriftsreifes Zeugnis erstellen lassen und dies beim Arbeitgeber als Formulierungsvorschlag vorlegen.

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